Trotz der ganzen Prosa in den letzten Monaten („Die am besten durchgerechnete Bewerbung ever„): Die Planung und Durchführung olympischer Spiele bedeutet für die gastgebende Stadt (Hostcity) ein extrem hohes finanzielles Wagnis mit geringen Aussichten auf wirtschaftlichen Erfolg.
An diesem Punkt macht es auch keinen Unterschied, ob der Bund 6,2 Mrd. Euro vielleicht doch übernimmt oder nicht (im Moment steht das in den Sternen). Die Hansestadt Hamburg wird in jedem Fall das finanzielle Risiko für das Unternehmen olympische Spiele tragen.
Hier auf einen Blick die wichtigsten Fakten zur Mär mit dem wirtschaftlichen Erfolg und den kalkulierbaren Risiken durch Olympia:
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In den letzten 35 Jahren haben gastgebende Städte in der Regel weder kurz- oder langfristig von der Durchführung der Spiele profitiert. Das belegen ein Dutzend verschiedene Studien, die sich große Mühe gegeben haben, positive Effekte durch Olympia oder andere Sport-Großevents aufzufinden:
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Es gab in dieser Zeit allein zwei Ausnahmen: Zum einen Los Angeles 1984, dort wurden die Spiele komplett aus privaten Mitteln finanziert. Ein einmaliger Vorgang, offensichtlich entspricht eine private Finanzierung weder dem Zeitgeist noch dem Geschäftsmodell des IOC. Zum anderen Barcelona 1992. Hier war die Besonderheit, dass die meisten Spielstätten ohnehin in Planung oder Bau waren und die Stadt nach dem Ende der Franco-Zeit einen großen wirtschaftlichen und kulturellen Boom erlebt hat. Damit fiel es der Stadt leichter, die Olympia-Planungen zu stemmen.
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Barcelona wird deshalb gerne oft als Erfolgsmodell genannt. Aber: Der finanzielle Erfolg ging einher mit einer brutaler Verdrängung der Bewohner_innen in den angrenzenden Stadtteilen. Die Spiele haben dazu beigetragen, die Stadt langfristig für Touristen attraktiv zu machen, aber sie haben die Stadt für die Bewohner_innen weniger lebenswert gemacht. Kein Wunder, dass die neue Bürgermeisterin Ada Colau als einer ihrer ersten Amtshandlungen alle Pläne für eine erneute Bewerbung gestoppt hat.
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Bei den Planungen für die Spiele werden die Kosten regelmäßig und deutlich überschritten. In Athen 2004 um 60%, in London 2012 um 100%, in Sydney 2000 um 90%. Diese Budgeteskalation scheint Teil des Konzepts der Olympischen Spiele zu sein. Lediglich Peking 2008 gab es keine Überschreitung, schlicht deshalb, weil vorab keine Zahlenschätzung veröffentlicht wurden.
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Es wird von Pro-Olympia gerne betont, dass sich das IOC an den Kosten beteiligt. Das klingt schön, aber das IOC macht in erster Linie durch die Spiele einen enormen Gewinn (4-5 Milliarden), wovon sie einen kleinen Teil an die gastgebende Stadt abgibt (1,3 Mrd Euro im Falle von Hamburg).
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Was das IOC nicht macht: Sich an den Zahlungsrisiken zu beteiligen. Das Haftungsrisiko lässt das IOC sich vertraglich von der Hostcity abnehmen. Hamburg würde also für jeden Euro aufkommen müssen, die die Spiele mehr kosten als ursprünglich geplant.
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In der Debatte um die Sicherheit bei sportlichen Großereignissen haben Vertreter des Hamburger Senats betont, dass es zu früh sei für eine realistische Einschätzung des Sicherheitsbedarfs und damit der Kosten. Das steht im heftigen Kontrast zu den Aussagen über die Solidität des Finanzkonzepts. Denn was für das Sicherheitskonzept zutrifft, gilt für alle Aspekte der Olympiaplanung.
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