Die Kultursenatorin Barbara Kisseler hatte diese Woche ausgewählte Kulturschaffende aus Hamburg zur Olympia-Ideenschmiede geladen. Nicht alle sind dieser Einladung gefolgt und nicht für alle, die dort waren, war es wirklich ein Fest. Bereits im Vorfeld hat der Journalist Christoph Twickel erklärt, dass Olympia in Hamburg nicht sein Job sei, denn er sehe sich nicht in der Rolle eines kostengünstigen Ideenlieferanten für ein höchst umstrittenes Mega-Event. Die ausführliche Absage Twickels ist hier nachzulesen.
Gestern hat sich nun Schorsch Kamerun, Theaterregisseur und Musiker der Goldenen Zitronen, auf dem olympiakritischen Blog Fairspielen.de zu Wort gemeldet. Kamerun ist der Einladung zum Ideenfest gefolgt, um sich kritisch einzumischen, musste dann aber feststellen, dass Kritik an Hamburgs Olympiabewerbung allenfalls am Katzentisch erwünscht ist und dass auf jede Kritik mit paternalistischer Geste reagiert wird: „Vielen Dank für ihren schönen Beitrag. Er wird unzensiert in den großen Ideentopf geworfen“. Alles darf also gesagt werden, eine Prise Kritik schadet nix, solange nur alle dabei bleiben und fröhlich mitfeiern. Opposition oder radikale Kritik an den olympischen Verhältnissen soll so domestiziert und handelbar gemacht werden.
Das Abendblatt berichtet, dass Ende September ein weiteres „Fest der Ideen“ stattfinden soll. Dazu habe „Kultur- und Sport-Mäzen Alexander Otto bereits 50.000 Euro ,Entwicklungshilfe‘ versprochen“. Das ist sicherlich gut investiertes Geld, wenn der voraussichtlich an den Olympiabauten beteiligte ECE-Konzern, dessen Geschäftsführer Alexander Otto ist, schon jetzt ein paar Euros für die notorische klamme Kultur-Szene locker macht.
Ein wenig mehr Brot für das Spektakel muss es schon noch werden, wenn Hamburgs Kulturolympiade an Londonsche Verhältnisse heran reichen will: 56 Millionen Euro hat das Mega-Event 2012 gekostet. „Kultur bei Olympia? Ja! Aber wer soll das finanzieren?“ – diese Frage stellte schon im Februar Joachim Mischke im Abendblatt. Aber wer will denn schon so kleinkariert sein und über die Kosten reden und darüber, wo das Geld herkommen soll…
Ein Gedanke zu „Kulturschaffende wehren sich gegen Olympia-Vereinnahmung“
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