Nachhaltigkeit mit dem IOC – ein Ding der Unmöglichkeit
Es ist schlicht unmöglich, nachhaltige Spiele mit den Vorstellungen und Vorgaben des IOC durchzuführen. Auch wenn seit einigen Olympiaden Nachhaltigkeit als Standardziel für sportliche Großereignisse ausgegeben wird (etwa für Sydney oder London), ist dies nicht mehr als Augenwischerei, solange das IOC darauf beharrt, die Spiele in lediglich einer einzelnen Stadt stattfinden zu lassen, welche nicht über die dafür benötigten Wettkampfstätten verfügt.
Wenn diese extra für die Spiele gebaut werden müssen und danach nicht mehr sinnvoll verwendet werden können, kann kein Planer der Welt die gigantische und unnötige Ressourcenverschwendung verhindern, die daraus folgt. Auch für Hamburg sind solche Stadien mit Kurzzeitverwendung geplant. Ein paar Beispiele: Olympiastadion (60.000 Plätze, 640 Mio. €), Schwimmhalle(15.000 Plätze, 300 Mio. €), die Radrennbahn (5.000 Plätze) und der Wassersportpark (12.000 Plätze).
Teilweise an den Haaren herbeigezogene Weiterverwendungszwecke machen das Hamburger Konzept auch nicht besser. Wollte man eine neue Schwimmhalle für den Breitensport bauen, müsste man sicher keine 300 Mio. Euro in die Hand nehmen. Von dieser Summe könnte man eher 50 Breitensportschwimmhallen in die Hamburger Stadtteile stellen. Dass Hamburg kein zusätzliches Großstadion benötigt, ahnt selbst der Senat. Deswegen soll das Olympiastadion auf 20.000 Plätze „zurückgebaut“ werden (Euphemismus für Teilabriss und Umbau) und selbst dieses Reststadion wird niemals wirklich gefüllt werden.
Eine nachhaltige Stadtentwicklung richtet sich generell nicht an einem einmaligen Großereignis aus. Das gilt für Verkehrsströme innerhalb der Stadt genauso wie für die Quartiersentwicklung. Die Besuchermassen, auf die der ÖPNV für Olympia ausgelegt werden muss, hat nichts mit dem Normalbetrieb zu tun. Deswegen würden für Olympia Unsummen in die falschen Verkehrsprojekte gesteckt werden, Geld das an anderen Stellen der Stadt für die Verkehrsentwicklung fehlt.
Eine nachhaltige Quartiersentwicklung würde nicht darauf setzen, das Olympische Dorf nach den Spielen so teuer wie möglich an Wohlhabende zu verkaufen. Um die enormen Steuerzuschüsse von jetzt schon geplanten 7,4 Milliarden € nicht noch weiter explodieren zu lassen, wird die Stadt Hamburg auf die Einnahmen aus dem Verkauf des Olympischen Dorfes angewiesen sein. Zusammen mit der befristeten Förderung der wenigen Sozialwohnungen wird das – genau wie nach den Spielen in London – enorm hohe Mieten zur Folge haben. Der neue Stadtteil wird außerdem mit dem extremen Lärm vom angrenzenden Hafenbahnhof, dem Güterschienenverkehr und der LKW-Hafenroute konfrontiert werden.
Wie so oft bei Großprojekten wird auch die Umwelt unter Olympia zu leiden haben. Der BUND Naturschutz und die Grüne Jugend haben sich bereits deutlich gegen die Bewerbung ausgesprochen. Unter anderem sollen ökologisch wichtige Wasserflächen wie der Travehafen zugeschüttet werden. Da die Hafenbetriebe vom kleinen Grasbrok wegziehen müssen, werden viele Naturschutzflächen in Hafennähe weichen müssen, um dorthin die Unternehmen umzusiedeln.
Das von den Olympiaplanern vorgelegte „Nachhaltigkeitskonzept“ ist ein Sammelsurium aus wenig ambitionierten und unverbindlichen Absichtserklärungen und beweist, dass nachhaltige Spiele mit dem IOC nicht möglich sind.
Johannes Müller, Grüne Jugend, aktiv bei Nolympia Hamburg.
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